Die Welt der MIDI Master Keyboards hat sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt. Für Musikproduzenten, Komponisten und Pianisten bieten moderne Controller eine beeindruckende Vielfalt an Funktionen – von tiefgreifender DAW-Integration bis hin zu authentischem Spielgefühl. In diesem Artikel teile ich meine persönlichen Erfahrungen mit dem Native Instruments Komplete Kontrol S88 MK2 sowie dem Roland A-88MKII und gebe einen umfassenden Überblick über den aktuellen Markt.
Die Besonderheiten der Native Instruments Welt
Als ich vor einem Jahr das Native Instruments Komplete Kontrol S88 MK2 zusammen mit der umfangreichen Komplete Software Suite in mein Studio integrierte, eröffnete sich mir eine neue Dimension des kreativen Arbeitens. Die „Native Welt“ zeichnet sich durch eine nahtlose Verzahnung von Hardware und Software aus – ein Alleinstellungsmerkmal, das besonders für Sounddesigner und Produzenten attraktiv ist.
1. Tiefgreifende Integration mit Komplete & NKS
Das Herzstück des Systems ist die NKS (Native Kontrol Standard)-Integration. Über das hochauflösende Farbdisplay des S88 kann man direkt durch tausende Presets browsen, Instrumente laden und Parameter steuern – alles ohne den Blick vom Keyboard abzuwenden. Die acht berührungsempfindlichen Encoder passen sich automatisch an das geladene Instrument an und ermöglichen so ein intuitives Sounddesign.
2. Light Guide & Smart Play
Ein weiteres Highlight ist der Light Guide: Mehrfarbige LEDs oberhalb jeder Taste zeigen Skalen, Akkorde oder Drum-Zonen an. Gerade beim Arbeiten mit komplexen Libraries wie Kontakt-Instrumenten oder bei Live-Performances ist dies ein unschätzbarer Vorteil.
Mit Smart Play lassen sich Skalen, Arpeggios oder Akkordfolgen auf Knopfdruck spielen – ideal für Songwriter oder Musiker, die schnell neue Ideen ausprobieren möchten.
3. DAW-Steuerung & Workflow
Das S88 bietet eine umfassende Steuerung gängiger DAWs wie Ableton Live, Logic Pro X oder Cubase. Transportfunktionen, Mixersteuerung und sogar Plug-in-Browsing sind direkt am Gerät möglich. Das spart Zeit und hält den kreativen Flow aufrecht.
4. Hochwertige Tastaturmechanik
Die Fatar-Tastatur im S88 MK2 bietet einen guten Kompromiss zwischen Klaviergefühl und Synth-Action – sie ist gewichtet, aber nicht zu schwerfällig. Für viele Produzenten ist dies die perfekte Balance zwischen Ausdrucksstärke und Vielseitigkeit.
Das Spielgefühl für Pianisten: Roland A-88MKII
Trotz aller Vorteile der Native-Welt habe ich als klassisch ausgebildeter Pianist festgestellt: Für echtes Klavierspiel bevorzuge ich mein Roland A-88MKII im Studio.
1. Authentisches Tastengefühl
Das Roland A-88MKII setzt auf die bewährte PHA-4 Premium Hammermechanik mit Ivory Feel-Oberfläche – ein Traum für alle, die Wert auf echtes Klavierfeeling legen. Die Tasten reagieren nuanciert auf Anschlagsdynamik und vermitteln ein vertrautes Spielgefühl, das besonders bei klassischen Stücken oder anspruchsvollen Piano-Passagen überzeugt.
2. Aftertouch – Fluch oder Segen?
Interessanterweise verzichtet das A-88MKII auf Aftertouch – ein Feature, das bei vielen modernen Controllern Standard ist (auch beim S88). Für mich persönlich trägt gerade dieser Verzicht zum besseren Spielgefühl bei: Die Tasten fühlen sich stabiler an, es gibt keine ungewollten Modulationen durch versehentlichen Druck nach dem Anschlag. Viele Pianisten empfinden Aftertouch als störend oder ungewohnt; Synth-Spieler hingegen schätzen die zusätzlichen Ausdrucksmöglichkeiten.
3. Flexible Steuerung & Anschlussvielfalt
Das A-88MKII punktet zudem mit drei frei belegbaren Zonen (Split/Layer), umfangreichen MIDI-Mapping-Möglichkeiten sowie USB-C-Anschluss für moderne Setups. Es eignet sich sowohl als reines Masterkeyboard als auch als zentrales Steuerelement im Studio.
Marktübersicht: Aktuelle MIDI Master Keyboards & Preisklassen
Der Markt bietet heute eine breite Auswahl an Masterkeyboards für unterschiedliche Ansprüche und Budgets:
Modell | Tastenanzahl | Tastaturtyp | Besonderheiten | Preis (ca.) |
---|---|---|---|---|
Native Instruments Komplete Kontrol S61/S88 MK2 | 61/88 | Fatar TP/100 gewichtet (S88) | NKS/DAW Integration, Light Guide | 650–950 € |
Roland A-88MKII | 88 | PHA-4 Hammermechanik | Split/Layers, kein Aftertouch | 950–1.100 € |
Arturia KeyLab MkII 61/88 | 61/88 | Semi-/Hammermechanik | DAW Control, CV/Gate Out | 450–900 € |
Studiologic SL88 Grand/Studio | 88 | Fatar TP/40 Wood/Hammermechanik | Holzkerntasten (Grand), leichtes Gehäuse (Studio) | 600–1.000 € |
M-Audio Hammer 88 Pro | 88 | Hammermechanik mit Aftertouch | Pads/Fader/DAW Control | ca. 700 € |
Korg Kronos LS / Korg D1 (reines Stagepiano) | 73/88 | Leichte Hammermechanik / RH3-Hammermechanik | Stagepiano-Funktionen / Puristisches Design | ab ca. 600 € |
(Preise Stand Juni 2025)
Einsteigerklasse (<400 €)
- M-Audio Keystation-Serie
- Nektar Impact LX+
- Novation Launchkey
Mittelklasse (400–800 €)
- Arturia KeyLab Essential/MkII
- Studiologic SL Studio
- M-Audio Hammer Pro
Oberklasse (>800 €)
- Native Instruments Komplete Kontrol S88 MK2
- Roland A-88MKII
- Studiologic SL Grand
Fazit: Welches Masterkeyboard passt zu wem?
Wer tief in die Welt von Native Instruments eintauchen möchte und Wert auf Workflow legt, findet im Komplete Kontrol S88 MK2 einen perfekten Partner – insbesondere in Verbindung mit der Komplete Suite entfaltet es seine volle Stärke.
Pianisten hingegen werden beim Roland A-88MKII glücklich: Das authentische Spielgefühl steht hier klar im Vordergrund; Features wie Aftertouch werden bewusst ausgespart zugunsten einer kompromisslosen Klaviatur.
Letztlich entscheidet der persönliche Anspruch: Soll das Keyboard möglichst vielseitig sein? Oder steht das echte Klavierfeeling im Mittelpunkt? Der aktuelle Markt bietet für jeden Bedarf das passende Instrument – von günstigen Einsteigermodellen bis hin zu professionellen High-End-Lösungen.
Mein Tipp: Wer kann, sollte verschiedene Modelle selbst ausprobieren – denn nichts ersetzt das eigene Spielgefühl unter den Fingern!
Hast du Fragen zu bestimmten Modellen oder möchtest du mehr über meine Erfahrungen wissen? Schreib es gerne in die Kommentare!